Beschäftigte im Handel halten den Laden im Großen wie im Kleinen am Laufen! 

Ob Klopapier, Hefe, Nudeln, Baumarktartikel oder Medikamente – nichts davon würde in den Regalen der Supermärkte, Baumärkte oder Apotheken für die Kund*innen zur Verfügung stehen, wenn die Beschäftigten im Großhandel nicht Tag und Nacht kommissionieren, verwalten, schleppen und ausliefern würden. Ebenso groß ist die Arbeitsbelastung im Einzelhandel und in der Versandbranche. Im Gegensatz zu vielen anderen Bereichen aber gab und gibt es während der Corona-Pandemie für die Beschäftigten im Lebensmittel-, Versand-, und Pharmahandel sowie im Großhandel keinen Lockdown. Allein dieser Sachverhalt macht deutlich, wie wichtig und notwendig die Arbeit der Kolleg*innen im Handel für das Allgemeinwohl ist. 

Der Handel verzeichnete 2020 einen Gesamtumsatz von 1.9 Billionen Euro. Diesen Umsatz haben die Unternehmen vor allem den Beschäftigten zu verdanken. Laut dem Statistischen Bundesamt werden die Umsätze des Einzelhandels 2020 voraussichtlich nominal zwischen 5,1 und 5,5 Prozent über denen des Jahres 2019 liegen. Selbst nach Abzug der Preissteigerung bliebe so ein reales Umsatzplus von etwa 4,1 Prozent. Dabei ist bereits der Lockdown in der zweiten Dezemberhälfte berücksichtigt. Wichtig ist zudem, dass das Umsatzplus keinesfalls ausschließlich auf den Onlinehandel zurückgeht. Denn auch der Umsatz im stationären Handel stieg in den Monaten Januar bis November 2020 nominal um 2,9 Prozent (real 1,3 Prozent). Diese Rekordumsätze im Einzelhandel führten zu Rekordarbeit für die Beschäftigten. Gleichzeitig senkt die steigende Inflation die realen Gehälter. In manchen Betrieben mussten die Beschäftigten empfindliche Gehaltskürzungen durch Kurzarbeit über Monate hinnehmen.

Die zentralen Forderungen sind 4,5% mehr Lohn und Gehalt im Einzelhandel und 6% im Großhandel, damit sich die positive Entwicklung im Handel auch bei den Löhnen und Gehältern widerspiegelt und die Beschäftigten wenigstens einen kleinen Ausgleich für die besonderen Belastungen während der Pandemie erhalten. Außerdem sollen die Tarifverträge für allgemeinverbindlich erklärt werden, um der weiteren Tarifflucht und dem Lohndumping den Gar auszumachen. Der Handel ist die größte von Altersarmut bedrohte Branche. Wer ein Leben lang hart arbeitet, muss eine Rente über dem Grundsicherungsniveau erhalten. Deshalb braucht es nachhaltige Entgeltsteigerungen im Kampf gegen die wachsende Altersarmut und ein Mindeststundenentgelt von 12,50 Euro.

Die Arbeitgeberverbände ignorieren diese Zahlen und lamentieren bereits öffentlich, dass der Handel am Boden liege und die Beschäftigen sich in Verzicht üben sollten. Immer wieder entsteht der Eindruck, dass sich die Verhandler der Arbeitgeber plump hinter der Pandemie verstecken. Diese Weigerung der Arbeitgeberverbände, die Interessen der Beschäftigten ernst zunehmen zeugt bei gutwilliger Interpretation zumindest von deren Unkenntnis, wer die Umsätze eigentlich erwirtschaftet und wie die Lebensrealität der Kolleg*innen im Handel aussieht. 

Was tun…? Werde Mitglied einer Gewerkschaft. Solidarisiere Dich mit den Beschäftigten im Handel und werde aktiv bei den bevorstehenden Arbeitskämpfen. An Streiks und Aktionen können sich nicht nur die Beschäftigten beteiligen, sondern auch die solidarische Zivilgesellschaft. 

Von Arne Brix

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