»Sinzow und Mascha erfuhren vom Ausbruch des Krieges auf dem sonnendurchglühten Bahnhofsplatz in Simferopol«, schrieb Konstantin Simonow in seinem Roman »Die Lebenden und die Toten«. »Als sie sich … erkundigen wollten, ob es auf dem Markt Obst und Tomaten gäbe, übertönte die heisere Stimme des Lautsprechers, die über den ganzen Platz schallte, ihre Worte. Sie verkündete den Ausbruch des Krieges, und mit einem Schlag zerfiel das Leben in zwei Teile, zwischen denen es keine Verbindung gab: in den, der noch vor einer Minute, vor dem Krieg, ihr Leben bedeutete, und in jenen, der die Gegenwart bildete.«

Vor 80 Jahren, am 22. Juni 1941, überfiel das faschistische Deutschland im Morgengrauen die Sowjetunion. Unser kürzlich leider verstorbene Professor Moritz Mebel, Mitglied der Kommunistischen Plattform, der mit Mutter und Schwester 1932 aus Erfurt in die Sowjetunion emigriert war, meldete sich als 18-jähriger Medizinstudent freiwillig zum Militärdienst und kämpfte bis zum Kriegsende in der Roten Armee gegen die Nazis. In einem Interview sagte er: »Ich habe das Grauen gesehen, das die Nazis über die Sowjetunion gebracht haben. Ich habe von den Deutschen ermordete Kinder gesehen, die sie in einen Ziehbrunnen geworfen hatten, und niedergebrannte Dörfer, in denen nur wenige Bewohner überlebt haben. Und ich sehe immer noch die toten Rotarmisten, aber auch die getöteten Faschisten im Winter 1942/43 auf der nackten Erde liegen. Hunderte, die nicht begraben werden konnten, weil es bitterkalt war.«

Die extreme Grausamkeit der deutschen Kriegsführung in der Sowjetunion war gewollt. Im Schnellbrief des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD, Reinhard Heydrich vom 9. November 1941 über Transporte sowjetischer Kriegsgefangener in die Konzentrationslager hieß es u.a.: »Seitens des Chefs der Heeresgruppe Mitte wird die Frage der Ernährung der Kriegsgefangenen angeschnitten. Insbesondere wird seitens der Heeresgruppe Mitte darauf hingewiesen, dass die Kriegsgefangenen einen notwendigen Zuschuss an Arbeitskraft darstellten, in ihrem gegenwärtigen Zustand aber nicht arbeiten könnten, vielmehr im großen Umfange der Erschöpfung anheimfielen.«

Der Generalquartiermeister greift in die Auseinandersetzung ein und erklärt: »Nichtarbeitende Kriegsgefangene in den Gefangenenlagern haben zu verhungern.«

Dieser und ungezählte andere Befehle an die faschistischen Truppen wurden skrupellos befolgt. Das Ergebnis: 27 Millionen Sowjetbürger verloren im Großen Vaterländischen Krieg ihr Leben und auch die materiellen Schäden waren unbeschreiblich. Es ist von ungeheuerlicher Dreistigkeit, dass in Anbetracht dieser deutschen Schuld die Ministerin AKK am 25. November 2020 im Bundestag wünschte, mit Russland »aus einer Position der Stärke heraus« zu verhandeln, weil das »immer eine gute Tradition der deutschen Außenpolitik« gewesen sei. Und der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft Gabriel Felbermayr erklärte am 11. Februar 2021 im Deutschlandfunk unverhohlen, worum es eigentlich geht: »Wir wollen ja nicht weniger als einen Regimewandel in Russland«.

Wer solche Ziele verfolgt, muss geschichtsvergessen agieren. Heutzutage ist nicht mehr die Rede davon, welch unerhörte Opfer die Sowjetunion brachte, um die Zivilisation zu retten und die Barbarei zu beenden. Tagtäglich wird Hass gegen Russland produziert, dass man sich dafür nur fremdschämen kann. Psychologische Kriegsvorbereitung heißt so etwas, und das muss aufhören!

Von Ellen Brombacher

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