von Karsten Färber, Sprecher der ökologischen Plattform Niedersachsen

  1. Der Klimawandel bedroht die Menschheit

Der Kapitalismus hat in den letzten 250 Jahren die Produktivkräfte so weit entwickelt, dass der Stoffwechsel der Menschen mit der Natur das gesamte Ökosystem auf der Erde dramatisch verändert hat. Die Abgase, die die Menschen seit der industriellen Revolution in die Atmosphäre geblasen haben, führen zu einem Treibhauseffekt, der die Erde erwärmt. Marxistische Ökolog*innen bezeichnen dieses kurze Erdzeitalter auch als Kapitalozän.

„Klimawandel und fortschreitende Umweltzerstörung bedrohen die Lebensgrundlagen von Milliarden Menschen – wenn es uns nicht gelingt, im Lauf der nächsten Jahrzehnte einen nachhaltigen Stoffwechsel mit der Natur herbeizuführen.“ (aus: Sozialistische Linke, Zukunftsprogramm gegen die Klimakrise, 2020)

„Wenn die Weltgesellschaft ökologisch zu scheitern droht, dann kann die zentrale Ursache, die heutige Wirtschaftsordnung, nicht heilig sein. Es geht um eine neue Produktions- und Lebensweise – frei von fossilen Energien, ohne Ausbeutung von Mensch und Natur. Es geht um die Bereitschaft, Wirtschaft und Gesellschaft so umzubauen, dass sie wirklich klimaneutral, ökologisch und sozial werden.“ (aus: Fraktion DIE LINKE. im Bundestag, Aktionsplan Klimagerechtigkeit, 2020)

  1. Das Artensterben gefährdet unsere Ernährungsgrundlage

Das ökologische Gleichgewicht gerät aus den Fugen. Immer mehr natürliche Lebensräume werden durch den Menschen zerstört. Dadurch sterben immer mehr Arten aus. Das Bienensterben ist nur die Spitze des Eisbergs. Der Rückgang der biologischen Vielfalt, zu dem besonders die industrielle Landwirtschaft beiträgt, bedroht die Ernährungsgrundlage der Menschen. DieErnährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen warnt davor, dass das Artensterben „die Zukunft unserer Nahrungsmittel, unserer Lebensgrundlagen, unserer Gesundheit und der Umwelt ernsthaft gefährdet.“ (aus: FAO, The state of the world’s biodiversity for food and agriculture, 2019)

  1. Der ökologische Fußabdruck ist zu groß und ungleich verteilt

Der ökologische Fußabdruck der Menschen in den reichen Ländern des Nordens ist um ein Vielfaches größer als der in den armen Ländern des globalen Südens. In den jeweiligen Gesellschaften wiederum beanspruchen die jeweils reicheren Bevölkerungsgruppen die Natur weit mehr als die ärmeren. Immerhin sind über 40 % der Emissionen von jedem Menschen direkt beeinflussbar, indem er seinen bzw. sie ihren Lebensstil ändert. Der ökologische Fußabdruck ist die umgerechnete Fläche Erde, die jeder Mensch verbraucht, um seinen Lebensstil zu ermöglichen. Während die Biokapazität der Erde 1,7 Hektar pro Mensch beträgt, liegt der Verbrauch in Deutschland bei 5,5 Hektar. Er müsste also auf ca. ein Drittel gesenkt werden.

Als einziges Land auf der Erde erreicht nur Kuba das Prädikat für nachhaltige Entwicklung des UN-Index, der soziale und ökologische Kriterien beinhaltet. Selbst in der DDR, wo es soziale Gerechtigkeit und weitgehende Konsum-Gleichheit gab, war der ökologische Fußabdruck zu groß (insbesondere durch Braunkohle und Beton). Der weltmeisterliche Fleisch-Konsum wurde als sozialistische Errungenschaft gepriesen. Auch die Armen im heutigen Deutschland haben einen zu großen Fußabdruck. 

Eine individuelle Sichtweise „Wie kann ich meinen persönlichen Treibhausgase-Fußabdruck reduzieren?“ führt aber nicht allein zum Ziel. Die notwendige CO²-Reduktion kann individuell nicht ausreichend gelöst werden, sondern nur gesellschaftlich.

  1. Die Grenzen des Wachstums

Der Kapitalismus benötigt Wachstum. Der Kapitalismus konnte sich nur wegen der billigen fossilen Energie entwickeln. Der Kapitalismus verbraucht immer mehr Ressourcen. Die biologischen und geologischen Ressourcen der Erde sind aber begrenzt. Die Bodenschätze, die wir nutzen sind endlich und bald verbraucht. Das fossile Zeitalter geht seinem Ende entgegen. Das digitale Zeitalter benötigt noch mehr Energie, die nicht ausreichend durch regenerative Energien zur Verfügung steht. Auch die seltenen Erden wie z.B. Lithium, die für die Elektronik gebraucht werden, reichen nicht für den batteriegetrieben Individualverkehr aus. 

  1. Sozial-ökologische Wenden

Um die Klimakatastrophe zu verhindern und das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, muss der Verbrauch an Energie drastisch gesenkt werden. Auch in einer nachhaltigen Gesellschaft wird Energie benötigt.

Energiewende

Um ausreichend klimaneutrale Energie zu erzeugen, müssen Strom und Wärme bis 2050 zu 100% regenerativ mit Sonnen-, Wind- und Wasserkraft erzeugt werden. Diese Energiewende darf nicht dem Markt und dem Kapital überlassen werden, sondern muss in öffentlicher und genossenschaftlicher Hand gesellschaftlich umgesetzt werden.

Verkehrswende

Der Individualverkehr mit Verbrennungsmotoren trägt besonders durch den CO²-Ausstoß zur Erderwärmung bei. Die Umstellung auf batteriebetriebene Elektromotoren wäre nur einigermaßen nachhaltig, wenn der Strom aus regenerativer Energie stammen würde. Da davon aber nicht genügend vorhanden ist, muss die zur Verfügung stehende Energie klimagerecht verteilt werden. Eine sozial-ökologische Verkehrswende bedeutet die Einschränkung des PKW-Verkehrs zugunsten des ÖPNV und der Bahn. Aber selbst die Mobilitätsumstellung auf Bus & Bahn reicht nicht aus. Die Mobilität muss durch eine Regionalisierung der Wirtschaft reduziert werden, um den Pendelverkehr zu reduzieren.

Agrarwende

Die Landwirtschaft verursacht nicht nur das Artensterben, sondern auch einen Teil des Treibhauseffekts durch Lachgas und Methan. Die Landwirtschaft muss von der chemisch-industriellen auf die biologisch-ökologischen umgestellt werden, um die Natur und damit unsere Lebensgrundlage zu schützen. Chemiedünger und Pestizide müssen verboten werden. Die dadurch entstehenden höheren Lebensmittelpreise sind sozial, wenn die Erzeuger*innen mehr für ihre Produkte bekommen. Damit aber alle Menschen mehr Geld für Lebensmittel ausgeben können, müssen die Löhne der Verbraucher*innen angehoben werden. Die Lohnschere muss sich schließen.

Bauwende

Bauen und Wohnen verursachen 38% des weltweiten CO²-Ausstoßes. Die Bauindustrie benötigt insbesondere durch den Einsatz von Beton sehr viel Energie, weil wiederum bei der Herstellung von Zement, der der wichtigste Bestandteil von Beton ist, große Mengen CO² freigesetzt werden. Aber auch das Wohnen verbraucht viel Energie durch Heizung, Warmwasser und Strom. Die heutige Gebäudedämmung mit Polystyrol verbraucht bei der Herstellung enorme Mengen Energie. Da dieser Kunststoff kaum recycelt wird, wird er verbrannt, so dass erneut CO² freigesetzt wird. Die Alternative sind natürliche Baustoffe wie Holz, Lehm und Stein. Moderne Holzhäuser und alte Fachwerkhäuser sind die besten Beispiele dafür.

Industriewende

Der Kapitalismus beruht in erster Linie auf der Mehrwertproduktion in der Industrie. Die abgeleiteten Wirtschaftssektoren sind der Transport, der Handel und die Dienstleistungen. In einigen Industrien (u.a. Aluminium, Chemie, Stahl, Zement) wird sehr viel Energie benötigt. Durch die Globalisierung hat der Transportsektor zugenommen, dessen Motorisierung auf Erdöl basiert. Um die weitere Erderwärmung zu stoppen ist eine industrielle „Abrüstung“ notwendig. Bestimmte Bereiche müssen runtergefahren oder wie die Rüstungsindustrie verboten werden. Die Wirtschaft muss regionalisiert werden, um den weltweiten Warentransport zu reduzieren. Eine 100% Umstellung auf regenerative Energien wird nicht ausreichen, um die bisherige, auf fossilen Energien beruhende, Wirtschaftsleistung aufrecht zu erhalten. Viele Produkte, die heute erzeugt werden, sind nicht notwendig für ein gutes Leben.

  1. Kapitalismus, Marktwirtschaft, Globalisierung

Der Kapitalismus beruht auf der Marktwirtschaft. „Konkurrenz belebt das Geschäft“ bedeutet, dass sich auf dem Markt die Stärkeren durchsetzen. Nicht das Gemeinwohl, sondern die einzelnen Kapitalinteressen bestimmen, was wie produziert wird – auf Kosten von Mensch und Natur.

Die kapitalistische Globalisierung hat den Weltmarkt mit einer ausdifferenzierten Arbeitsteilung geschaffen. Die internationalen Lieferketten umspannen den gesamten Erdball. Eine Jeans z.B. wird von bis zu 40 verschiedenen Produzent*innen hergestellt, sie hat, wenn sie im Laden ankommt, eine Reise von 40.000 Kilometern (einmal um die Erde) hinter sich. Das ist kapitalistische Produktivkraft. Um die CO²-Bilanz naturverträglich zu gestalten, müsste die Bekleidung regional hergestellt werden. Die internationale Arbeitsteilung müsste auf das Unentbehrliche reduziert werden. Das wäre zwar ein Produktivitätsrückschritt, aber überlebensnotwendig.

  1. Was tun? – Rückbau der Industrie: Schrumpfung statt Wachstum

Wir müssen industriell abrüsten: zunächst bei Rüstung und Militär, dann beim Individualverkehr, beim Warentransport, bei der industriellen Landwirtschaft, beim Fleischverbrauch, beim Bauen mit Beton (Zement), beim Verpacken u.v.m.

Ein Ökologischer Umbau der Gesellschaft erfordert den Rückbau der Industriegesellschaft durch Senkung des absoluten Energieverbrauchs, da mit regenerativer Energie nicht so viel Energie erzeugt werden kann, wie bisher verbraucht wird.

Die Mobilität z.B. muss durch eine Regionalisierung der Wirtschaft reduziert werden. Das Pendeln zur Arbeit macht ca. ein Drittel des PKW-Verkehrs aus. Der Umstieg auf den ÖPNV würde den Schadstoffausstoß um das Dreifache reduzieren.

Nicht im Kapitalismus, aber im Sozialismus könnten wir gesellschaftlich darüber entscheiden, wofür wir die begrenzten Ressourcen benötigen und worauf wir verzichten wollen? Die Rüstungsproduktion wäre das erste „Opfer“ der industriellen Abrüstung.

Durch den ökologischen Umbau der Gesellschaft würden in bestimmten Industriebereichen Arbeitsplätze wegfallen. Dafür würden neue, gesellschaftlich notwendige bzw. „systemrelevante“ entstehen. „Wir müssen uns grundsätzlich fragen, ist das, was wir produzieren, eigentlich nützlich? In der Rüstungsproduktion ist dieser Widerspruch am deutlichsten. Denn Waffen werden produziert, um Menschen zu bedrohen und zu töten – das kann nicht der Sinn unserer Arbeit sein.“ (aus: IG-Metall-Broschüre zur Konversion 1990: „Alternative Produktion: Das Schiff der Zukunft aus Arbeitnehmersicht“)

  1. Lebensweise

Der Lebensstil ist individuell. Er ist besonders am Konsum zu erkennen. Die gelben Säcke zeigen z.B., wie man sich ernährt; der SUV in der Garage sagt etwas über das Mobilitätsverhalten aus. Viele Jugendliche von Fridays for future hoffen, dass durch die Änderung des individuellen Lebensstils die Klimakatastrophe verhindert werden kann. Sie setzen dabei – ebenso wie die Grünen – auf die Marktwirtschaft. Das wird aber nicht funktionieren.

Die Lebensweise ist gesellschaftlich. Wir leben z.B. in einer „Wegwerfgesellschaft“, das macht besonders der Verpackungsmüll deutlich. Die Mehrweg- und die Recycling-Quoten sind viel zu gering. Die Mobilität wird dominiert durch das Autofahren. Die meisten Deutschen haben einen hohen Fleischkonsum, der der globalen Umwelt und der eigenen Gesundheit schadet. Auch wenn immer mehr Menschen sich dieser Lebensweise durch einen nachhaltigeren Lebensstil entziehen wollen, reicht die individuelle Entscheidung nicht aus, um diese Lebensweise nachhaltig zu ändern. Erst durch die Überwindung der kapitalistischen Produktionsweise, die diese Lebensweise bedingt, wird eine nachhaltige Lebensweise möglich werden.

„Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“ (Adorno). Die kapitalistische Lebensweise ist egoistisch und materialistisch. Der stumme Zwang der ökonomischen Verhältnisse (Marx) macht uns zu Gefangenen des Systems, das hinterrücks unsere Art zu leben bestimmt. Wir müssen die Gesellschaft ändern, um unser Leben ändern zu können. „Diese (kapitalistische) Wirtschaftsordnung und diese Verbrauchsmuster sind unvereinbar mit den wesentlichen begrenzten und nicht erneuerbaren Ressourcen unseres Planeten und mit den Gesetzen der Natur und des Lebens.“ (Fidel Castro) Der steigende Konsum ist die Grundlage des Wirtschaftswachstums, das der Kapitalismus zum Überleben braucht. Das Kapital schmeißt immer neue Produkte, die immer mehr Ressourcen verbrauchen, auf den Markt.

Wir brauchen eine sozialistische Produktionsweise mit gesellschaftlichem Eigentum und demokratisch geplanter Wirtschaftsregulierung, die erst eine kollektive, menschliche Lebensweise ermöglicht. Während im Kapitalismus das Gegeneinander im Vordergrund steht, ist im Sozialismus das Miteinander das Leitmotiv.

In der Arbeiter*innenjugendbewegung der 1920er Jahre gab es dazu zwei Ansichten:

Die sozialistische Jugend setzte auf Erziehung zum humanistisch orientierten Menschen im Kapitalismus, um den Keim einer sozialistischen Lebensweise vorwegzunehmen.

Die kommunistische Jugend orientierte sich an der Erziehung zum Kämpfer gegen den Kapitalismus, weil erst im Sozialismus ein humanes Verhalten möglich sei.

Heute diskutiert die Fridays for future-Bewegung über Konsumverzicht. Der Verzicht auf Flugreisen z.B. sollte aber keine individuelle, sondern eine politische Entscheidung sein.

Sozialismus ist eine andere Art zu leben in einer nachhaltigen und sozial gerechten Gesellschaft, die auf der Grundlage der Gleichheit aller Menschen sowie einem ökologischen Naturverständnis beruht.

Wir brauchen ein anderes Wohlstandsmodell, das nicht in erster Linie den individuellen materiellen Wohlstand, sondern die kollektive Daseinsvorsorge in den Mittelpunkt stellt. Mehr Glück drückt sich nicht in mehr BIP aus, sondern in einer gerechten Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums. Wohlstand beruht nicht nur auf Konsum. Da Konsum Verbrauch von Ressourcen bedeutet, muss er sich ändern. Er muss fair und ökologisch sein und sich weltweit angleichen. Nicht mehr Fleisch für alle, sondern mehr vegetarische Nahrung für alle bekämpft den Hunger auf der Erde. Mit einem Facharbeiterlohn für alle Menschen auf dieser Erde wäre ein gerechter Wohlstand für alle möglich.

Ein neuer Zeitwohlstand durch Arbeitszeitverkürzung (30 Stunden für alle) ermöglicht mehr soziales Miteinander statt Gegeneinander und dadurch ein glücklicheres Leben.

  1. Naturverbundenheit

Die zunehmende Entfremdung der Menschen von der Natur hat zu einer unökologischen Lebensweise geführt. Nach Untersuchungen leben Menschen mit der Natur glücklicher als ohne die Natur. Die Natur wird im Kapitalismus ausgebeutet bzw. zerstört, um Profit zu erzeugen. Für einen Kapitalisten bedeutet Naturschutz entgangener Gewinn. Wir brauchen ein anderes Naturverständnis: mehr Liebe zur Natur. Denn man schützt nur, was man liebt.

„Der Kommunismus ist als vollendeter Naturalismus = Humanismus die wahrhafte Auflösung des Widerstreits mit der Natur …“ (Marx, Nationalökonomie und Philosophie)

  1. Utopie

Wie wollen wir leben am Ende des 21. Jahrhunderts? Wie sieht unser Traum von einer besseren Welt aus? Wie stellen wir uns den Sozialismus vor?

Wollen wir den Kapitalismus reformieren und lebenswerter machen? Wollen wir uns seinen Gesetzen unterwerfen? Ist der Weg zum Sozialismus das Ziel und verlaufen wir uns dann im Kapitalismus?

Reicht uns mehr soziale Gerechtigkeit, also mehr vom Kuchen – auch wenn dieser Kuchen gar nicht schmeckt?

Das Leben im Sozialismus muss ganzheitlich – also ökologisch – sein, denn alles hängt mit allem zusammen. Statt kapitalistischer Globalisierung brauchen wir eine solidarische Vernetzung aller Menschen. Die Lebensweise darf aber nicht mehr global, sondern muss regional sein. Die Erzeugung der meisten Produkte muss so nah wie möglich am Lebensort geschehen. Der Energieverbrauch ist geringer als heute. Das atomar-fossile Zeitalter ist vorbei. Die benötigte Energie wird regenerativ erzeugt. Die Produktivität ist geringer als im Kapitalismus. Wachstum ist nicht mehr nötig.

Nicht ein individuelles Gegeneinander, sondern ein kollektives miteinander in überschaubaren Gemeinschaften fördert ein glückliches Leben. Voraussetzung sind gleiche Lebensstandards. Es gibt weder reich noch arm. Alle tragen nach ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen zum Wohlergehen aller bei. Dies geht nur auf der Grundlage von gemeinschaftlichem Eigentum. Es gibt keine Ausbeutung, keine Lohnarbeit mehr. Das Kapital ist abgeschafft. 

  1. Was tun?

Ist ein “Social Green New Deal” der richtige Weg, um eine soziale Klimagerechtigkeit zu erreichen?  Ist der chinesische Staatsinterventionismus zielführend? Oder hilft da nur ein Ökosozialismus? Es ist die alte Frage nach dem Weg und dem Ziel: Reform oder Revolution. Wenn wir etwas erreichen wollen, müssen wir den Spagat dazwischen ausprobieren. Wir müssen dem Kapitalismus so viel wie möglich abtrotzen, ohne uns je damit zufrieden zu geben. Wir dürfen das Ziel nicht aus den Augen verlieren. Jeder Schritt zu mehr sozialer Klimagerechtigkeit ist gut, reicht aber nicht, um die bevorstehende Klimakatastrophe zu verhindern. Systemimmanente Kritik am Kapitalismus verschleiert die Ursache des Problems, nämlich das private Eigentum an Produktionsmitteln. Gesellschaftliches Eigentum ist nicht nur in der Daseinsvorsorge nötig. Bayer, die Deutsche Bank, RWE, VW u. Co müssen vergesellschaftet werden. Für diese Erkenntnis muss DIE LINKE eine gesellschaftliche Mehrheit schaffen. Dazu braucht es aber viele gesellschaftliche Bewegungen.

  1. Es tut sich was: Fridays for future

Viele Jugendliche engagieren sich bei Fridays for future für Klimagerechtigkeit. Diese neue Jugendbewegung macht öffentlichen Druck in der Klimafrage. Viele Jugendliche werden dadurch politisiert. Häufig fehlt dabei die Verbindung zur sozialen Gerechtigkeit. Das Bündnis mit ver.di für bessere Arbeitsbedingungen im ÖPNV ist aber ein erster Schritt in diese Richtung.

DIE LINKE hat in den letzten zwei Jahren einen überdurchschnittlichen Mitgliederzuwachs bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu verzeichnen. Die Zukunft der Partei wird davon abhängen, wie diese die ökologische und die soziale Frage miteinander verbinden werden.

  1. Ökosozialismus

Die Verbindung von Ökologie und Sozialem ist das Alleinstellungsmerkmal der Linken. Der sogenannte Markenkern soziale Gerechtigkeit reicht nicht aus, um zukunftsfähig zu sein. Der Konsum macht das deutlich: billig damit sich alle etwas leisten können, ist nicht unbedingt sozial. Denn billiges Fleisch z.B. wird weder fair noch ökologisch produziert.
Die soziale Voraussetzung steht im Kochbuch der Bundestagsfraktion: „Die Bekämpfung der Armut in Deutschland, damit sich alle Menschen gute Lebensmittel und eine gesunde Ernährung leisten können.“

Deswegen ist die ökologische Frage auch eine Systemfrage. Wenn die Natur durch den Kapitalismus zerstört wird, stellt sich die ökologische Frage gleichzeitig als Menschheits- und Klassenfrage. Da der Kapitalismus auf Wachstum angewiesen ist, die Ressourcen auf der Erde aber begrenzt sind, wird er zusammenbrechen. Wenn wir das Klima aber retten wollen, dann müssen wir den Kapitalismus noch in diesem Jahrhundert überwinden.

Sozialismus oder Barbarei!

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